Mittwoch, 17. Januar 2007
Nachtarbeit
Einmal pro Monat arbeite ich in einer Art Club an der Bar. Ich mixe Coctails und Longdrinks, schenke Bier und Wein aus, hin und wieder auch eine Limonade. Ich mache das aus Spaß, freue mich rauszukommen und fühle mich jung. Was ich ja eigentlich auch irgendwie noch bin, nur das sich die Priroritäten in den letzten Jahren ziemlich verschoben haben. Während ich früher gerne viel nachts unterwegs war und kein Problem damit hatte, den darauffolgenden Tag im Bett zu verbringen und meine Kopfschmerzen und Körper zu bemitleiden, genieße ich es heute, ausgeschlafen, fit und möglichst nicht zu spät in den Tag zu starten. Das ist mir wichtig und tagsüber bekommen ich einiges mehr gebacken als in den späten Abendstunden oder nachts.

In diesen Club kommen die Menschen auf jeden Fall, um Darbietungen schräger und abgefahrener Elektronerds zu sehen, die sich an ihren Mischpulten verfrickeln oder weil langhaarige, rauhe Männer hart ihre Gitarren bearbeiten, die dann später melancholisch am Tresen sitzen und über den Sinn des Lebens grübeln oder warum es mit der und der Frau nicht geklappt hat. Manchmal gibt es auch kleine Kunstausstellungen. Da sind die kulturellen und intellektuellen Menschen, die sagen: "Das hätte ich aber auch gekonnt" oder: "Cool, ist das abgefahren hier." Und andere wiederum sitzen fast immer da. Für die ist der Club eine regelmäßige Anlaufstelle in ihrem Viertel geworden. Glaube ich auf jeden Fall, denn immer wenn ich dort bin, sind sie es auch.

Doch eines haben sie fast alle gemeinsam: sie löten, metern, kippen, betrinken sich (so nennen das einige jedenfalls) regelrecht zu. Und das zu meinem Leidwesen. Denn eigentlich macht dieser Laden um 2 Uhr morgens zu. Da zu diesem Zeitpunkt allerdings einige erst so richtig in Fahrt gekommen sind, heißt das für mich meist, dass ich erst in den Morgenstunden da raus komme, total fertig bin, die Beine schmerzen und der nächste Tag nur dunstartig an mir vorbeizieht. Viele stört es auch nicht, dass ich irgendwann anfange, die Bar abzuwischen, das Licht anmache, der DJ sein letztes Stück zum Besten gegeben hat und der Laden ausgekehrt wird. Der Mitteilungsdrang ist einfach noch zu groß. Oder es wird mit starrem Blick in den Raum gesehen, vielleicht auch in die eigene Leere. Beobachtenswert ist es dabei, dass gegen Ende fast immer nur noch Männer da sitzen. Die Frauen haben frühzeitig den Absprung hinbekommen, vielleicht wurden ihnen die Anmachen auch einfach nur zu plump, die Gespräche zu verfahren. Aber rausschmeißen ist nicht. Das Motto der Inhaber lautet: so lange sich noch einige Leute nett unterhalten, so lange wird nicht geschlossen. Und dabei ist es egal, ob da noch was konsumiert wird. Ich sage den Leuten dann allerdings schon irgendwann, dass jetzt geschlossen würde, sonst könnte ich bestimmt 24 Stunden an sieben Tagen der Woche da stehen. Manche Leute scheinen kein zu Hause zu haben. Aber was macht man nicht alles für das Gefühl der Jugend? Am darauffolgenden Tag denke ich immer: zu viel.

Fazit: Einmal pro Monat ist ein solches Erlebnis zu ertragen und wenn ich Zeiz habe auch mal lustig. Aber Nachtarbeit in der Gastronomie ist ansonsten definitiv nichts für mich.

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